Interview mit Herr Harry Seeholzer
Harry Seeholzer 1959 geboren, ist ein freischaffender Künstler und Bildhauer aus Erding. Eines seiner bekanntesten Werke in Erding ist zum Beispiel das „Tor 1“ aus Corten Stahl. Das ED-live Team hatte die Möglichkeit bei einem Interview in seinem persönlichen Künstleratelier mehr über den leidenschaftlichen Künstler und seine Arbeit zu erfahren.
ED-live.de: Wie würden Sie ihre Kunst am besten beschreiben?
Meine Bilder, sowie meine Skulpturen sind naturalistischer Art, das heißt, man erkennt Motive. Meine Projekte sind aber so verfremdet, dass sich ein moderner Einschlag erkennen lässt.
Hat sich dieser Stil bei Ihnen über die Jahre herausentwickelt?
Ja das hat sich so über die Jahre entwickelt. Früher habe ich sehr fotorealistisch gearbeitet, daraus heraus ist dann mein heutiger Stil entstanden.
War der Beruf als Künstler schon immer ihr Wunsch?
Nein ich bin gelernter Masseur und medizinischer Bademeister und hatte eine Praxis für Physiotherapie in Moosinning. Mein Hang zur Kunst ist erst entstanden als ich fünfundzwanzig Jahre alt war.
Wie genau hat sich dieser Hang zur Kunst dann entwickelt?
Das Interesse war schon immer da, aber wirklich dazu gekommen bin ich durch eine Bekannte, die ebenfalls gemalt und mir Ihre Farben zum Ausprobieren gegeben hat. Die Entscheidung mich der Kunst zu widmen war natürlich eine schwere Entscheidung, da es oft schwierig ist diesem Beruf gut Fuß fassen zu können.
Gibt es einen bestimmten Moment, der sehr ausschlaggebend für Ihre Karriere war?
Ich habe einmal in der Süddeutschen Zeitung einen Inserat aufgegeben: ein Mann der sich über einen Tisch übergibt, mit dem Text: „würgt es Sie auch, wenn Sie die vielen phantasielosen Bilder sehen. Lassen Sie sich ihre Albträume und Horrorexzesse malen.“ Am Telefon habe ich auf Aufträge gewartet. Kein Mensch hat angerufen (lacht). Sonntagabend hat dann doch ein Reporter angerufen und am gleichen Abend noch einen großen Artikel über mich geschrieben. Am nächsten Tag hat mich eine Presseflut erwartet, mit vielen Interviews und ich wurde zu der Sat1 Talkshow nach Hamburg eingeladen. Das war wirklich der wichtigste Punkt in meiner künstlerischen Karriere. Dieses Erlebnis hat mich davon überzeugt dass die Kunst der richtige Weg für mich ist.
War es danach einfach Aufträge zu bekommen?
Es war natürlich nicht einfach, denn ich musste mich auch erstmal in dem Beruf selber finden. Ich habe auch um nebenbei ein bisschen Geld zu verdienen, an anderen Sachen gearbeitet, wie zum Beispiel dem Kulissenbau.
Woran arbeiten Sie am liebsten?
Die skulpturale Arbeit ist natürlich sehr interessant, da man in der dritten Dimension arbeitet. Das ist aber schwieriger und auch sehr anstrengend durch das lange Arbeiten mit der Kettensäge. Körperlich ist man danach wirklich am Ende. Da ich das nicht das ganze Jahr über machen will, freue ich mich dann immer wieder auf das Malen. Mir ist dieser Ausgleich sehr wichtig.
Woher nehmen Sie die Inspiration für ihre Kunstwerke?
Oft orientiere ich mich an historischen Fotos und versuche sie in einen modernen Kontext zu bringen. Inspirationen gibt es wirklich mehr als genug.
Gibt es Kunstwerke an denen Sie besonders hängen?
Ich hänge eigentlich an keinem Kunstwerk. Für mich ist das meine Arbeit. Was verkauft ist, ist verkauft. Es gibt kein Werk das ich nicht gerne hergeben würde und zu dem ich einen besonderen emotionalen Hang habe.
Was machen Sie gerne zum Ausgleich?
Ich lese und reise sehr gerne. Andere Kulturen erleben und sehen ist mir sehr wichtig.
MStellen Sie auch in anderen Ländern aus?
Ja, ich habe zum Beispiel schon in Amerika ausgestellt. Aber meine Hauptausstellungen sind eigentlich am Flughafen München. Dadurch verkaufe ich auch international.
Planen Sie schon ihr nächstes großes Projekt?
Das nächste Projekt für mich ist der nächste Kreisverkehr. Er ist schon in Planung und sobald wir die Genehmigung dafür haben, kann es eigentlich schon losgehen.
Wie lange dauert denn so ein Projekt bis es fertig ist?
Die Fertigung dauert ungefähr vier Wochen. Die Vorarbeiten und Genehmigungen sind was die meiste Zeit beanspruchen.
Was lieben Sie am meisten an ihrem Job?
Wenn man etwas macht das man liebt ist es keine Arbeit und es wird auch nicht langweilig. Die Kunst bietet mir eine Lebensform das zu machen was mir Spaß macht und mir damit auch meinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Gibt es auch Künstler die Sie inspirieren?
Es gibt mehrere Künstler an denen ich mich orientiere und ich finde es ist wichtig, dass man sich zum Beispiel auch in Museen und bei anderen Künstlern Inspiration holt. Hiasl Maier aus Erding und Benno Hauber bewundere ich sehr.
Arbeiten Sie auch mit anderen Künstlern zusammen?
Ich mache immer bei der Sinnflut den Erdinger Holzweg mit vielen verschiedenen Künstlern. Im Großen und Ganzen arbeite ich aber eher alleine.
Ist es einfacher alleine zu arbeiten?
Jeder hat seine eigenen Ideen und es ist eben schwieriger sie genauso durchsetzen zu können, wenn man Kompromisse mit anderen Künstlern eingehen muss.
Gibt es einen bestimmten Kunststil, mit dem Sie sich überhaupt nicht identifizieren können?
Mit Ölfarben arbeite ich eher ungerne, da es einfach sehr lange braucht bis die Farben trocknen und ich gerne schnell arbeite. Das Malen mit Acrylfarben mag ich am meisten.
Aus was für Materialien bestehen ihre Skulpturen hauptsächlich?
Meine Arbeitsvorlagen sind aus Modelliermasse, das ist eine Art Ton die dann trocknet. Meine meiner Figuren sind meistens aus Holz, Stein oder Bronze. Die schwierigsten Materialien zum Arbeiten sind Holz und Stein, da man keine Möglichkeit der Korrektur hat.
Was für Motive malen Sie am liebsten?
Ich male verschiedene Sachen, wie Landschaften, Tierbilder und Portraits. Landschaften male ich aber am liebsten.
Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen auch weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Arbeit!