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Vor Weihnachten hatten wir die Gelegenheit ein Interview mit Amelie Zachenhuber durchzuführen.
Interview mit Amelie Zachenhuber
ED-live: Im Jahr 2016 hatten wir mit dir bereits ein Interview für ED-live.de durchgeführt. Was hat sich in diesen sieben Jahren alles ereignet ?
Puh, sehr vieles. Meine Krankheit Epilepsie war mit Abstand das größte Ereignis seitdem:
Also: 2016-2019. In der Zeit bin ich 14-fache Deutsche Jahrgangsmeisterin im Schwimmen geworden. Dabei bin ich einige Jahrgangsrekorde geschwommen und habe viele weitere Titel gewonnen.
Auch in der offenen Wertung kam ich bei den Deutschen Meisterschaften aufs Treppchen.
Bei den EYOF-Spielen in Baku (Aserbaidschan) holte ich im Sommer 2019 zwei Medaillen für das „Deutsche Team“.
Mit 15 Jahren bin ich an den Landesstützpunkt Erlangen gewechselt und hab dort für 3 Jahre alleine gewohnt, um Schule und Training besser zu koordinieren, mehr Trainingseinheiten zu schaffen, um meine Leistungen nochmal steigern zu können.
Gegen Ende 2020 hatte ich meinen ersten Epileptischen Anfall in der Schule, der 5 Minuten lang andauerte. Den zweiten Anfall kurz danach im Januar 2021. Danach war klar, ich muss runter mit dem Trainingspensum. Ich bin öfter nach Hause gefahren und hab mich nur noch auf den Realschulabschluss fokussiert.
Den ich auch trotz Epilepsie sehr gut gemeistert habe. Danach meldete ich mich an der Fachoberschule in Erlangen an.
Durch die vielen Medikamente, die ich morgens und abends nehmen muss, sind dann vermehrt Konzentrationsprobleme aufgetreten. Mit all dem Druck (vom Schwimmen und Lernen) konnte ich nicht gut umgehen.
Nachdem ich viel Gewicht zugenommen und zusätzlich eine Depressionsphase durchlebt habe (d.h. noch mehr Tabletten), habe ich gemerkt, dass ich meine Familie brauche, um wieder glücklich zu sein. Deswegen zog ich im Sommer 2022 wieder nach Hause.
ED-live: Aktuell besucht du die FOS (Wirtschaftszweig). Wie geht es danach weiter, welches Berufsziel hast du?
Mein größter Traum seit meiner Kindheit ist es, Innenarchitektin zu werden. Das wird ein steiniger Weg mit der Krankheit. Wie sagt man so schön - ,,alles step-by-step“, dann klappt das schon.
ED-live: Dein Wunsch war immer die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Sieht es heute auch noch so aus?
Realistisch ist es leider nicht mehr. Meine Leistungen sind durch die Zeit in Nürnberg/ Erlangen leider schlechter geworden, so dass dieses Ziel nicht mehr realistisch ist.
Aber ich trainiere weiter und gebe mein Bestes. Hoffentlich qualifiziere ich mich wieder zu den offenen Deutschen Meisterschaften und schwimme dort gute Zeiten.
ED-live: Das Schwimmen steht bei dir im Vordergrund. Bleibt da noch genügend Zeit für Familie und Freunde?
Meine Prioritäten haben sich mittlerweile etwas verschoben. Ich trainiere zwar immer noch viel, aber weniger als in Erlangen.
Zeit für meine Familie und Freunde habe ich mal mehr und mal weniger. Es ist mir jedoch sehr wichtig auch wieder Freunde zu treffen – abseits des Schwimmbeckens.
ED-live: Bei dir wurde 2020 Epilepsie diagnostiziert, wie gehst du mit dieser Krankheit um. Behindert diese dich in deinem Sport?
Ich habe meine Krankheit akzeptiert, was natürlich eine Weile gedauert hat.
Anfangs hatte ich immer Angst ins Wasser zu springen und dort einen Anfall zu bekommen.
Die Angst wurde mit der Zeit weniger. Auch meine Neurologin bestätigte, dass die Wahrscheinlichkeit, im Wasser einen Anfall zu erleiden, sehr gering ist. Mir wurde eine Aufsichtsperson am Beckenrand verordnet.
ED-live: Gibt es eine Person, außer deiner Familie, die dich immer in deinen sportlichen Plänen unterstützt hat und noch unterstützt? Darf ich fragen, ob du einen Freund hast?
Ja, meine Mutter und mein Vater unterstützen mich nach wie vor und geben mir Kraft und Sicherheit. Manchmal fahren sie auch mit zum Wettkampf :)
Mein Freund unterstützt mich - egal bei was und in welcher Situation. Er ist immer für mich da und gibt mir Halt, wenn mal was nicht nach Plan läuft.
ED-live: Wie erreicht man die Ziele, die man sich gesetzt hat?
Alles step-by-step machen und nichts überstürzen. So wars ja auch mit meiner Karriere.
Keiner hat gewusst, dass es jemals so krass wird und ich meine großen Ziele nicht mehr erreichen kann.
ED-live: Welche sportlichen Ereignisse stehen im nächsten Jahr an?
Der erste internationale Wettkampf ist im Januar in Regensburg. Danach ein paar kleinere Wettkämpfe. Irgendwann stehen die Bayrischen Meisterschaften an in der offenen Wertung.
Da will ich zeigen was ich drauf habe und meine Titel vom letzten Jahr verteidigen. Und dann die Teilnahme Deutsche Meisterschaften im Sommer.
ED-live: Welche Person in deinem Leben hat für dich die größte Vorbildfunktion?
Ich brauche keine großen Vorbilder – ich will mich selbst weiter entwickeln und versuchen, meine Ziele zu erreichen.
ED-live: Was wünschst du dir für deine Zukunft?
Gesundheit, anfallsfrei und glücklich bleiben. Alles andere ist sekundär.
Interview wurde durchgeführt von ED-live.de von Leonora Cakolli
Der Landkreis Erding vergibt zusammen mit dem Kreisverein für Heimatschutz und Denkmalpflege Landkreis Erding zum 35. Mal die Fassadenpreise für besonders gelungene Neubauten und Sanierungen.