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19.06.2024 - Landkreis Erding

Die Imkerei im Landkreis Erding

Quelle: Pixabay

Der Frühling kommt und alles blüht, die Welt nur so voll Farbe sprüht.
Es wird warm und die Bienchen fliegen, sodass wir guten Honig kriegen.


Nicht nur die Bienen haben aller Hand voll zu tun, sondern auch die Imker.


Darum haben wir mit dem Vorstand der Bienenfreunde Erding e.V. gesprochen, der alles rund um das Thema Bienen und Imkern erläutert hat.

Zum Verein:
Warum wurde der Verein Bienenfreunde Erding e.V. gegründet?
Und was macht oder bietet der Verein?


Der Verein Bienenfreunde e.V. wurde gegründet, um die Bienenhaltung und Verbesserung der Bienengesundheit zu fördern.

Deshalb halten wir Veranstaltungen im Verein, in Schulen und in der Öffentlichkeit ab, um über die Bienen und Imkerei zu informieren, zu schulen und zu beraten.

Wir haben eine informative Internetseite, sind vertreten in den sozialen Medien, haben einen Lehrbienenstand für die Praxis, einen regelmäßigen Imkerstammtisch und zwei Signal-Gruppen zur Unterstützung der Jungimker durch Paten, sowie für Vereinsinformationen.

Die Mitglieder können sich Gerätschaften u.a. zur Honigernte ausleihen. Da wir keinem deutschen Imkerverband angehören, sind wir offen für alle Bienenarten und Beutensystemen, sowie Sichtweisen auf die Bienenhaltung. Einzige Prämisse: Zum Wohle einer gesunden Biene.

Zur Imkerei:
Wie viele Imker gibt es im Landkreis Erding?

Nach meiner Kenntnis gibt es in Landkreis Erding neun Imkervereine mit gut 500 Mitglieder, sowie einige Berufsimker. Die Imker betreuen schätzungsweise bis zu 3.500 Bienenvölker.

Zusätzlich gibt es viele Imker, die keinem Verein angehören und ihre Völker auch nicht dem Veterinäramt gemeldet haben.

Was muss man tun, um Imker zu werden?

Jeder kann Imker werden, ohne einem Verein anzugehören oder eine Ausbildung gemacht zu haben. Das ist aus meiner Sicht kritisch zu bewerten, da es um das Wohlergehen eines Lebewesens geht.

Die theoretischen Grundlagen und eine gute imkerliche Praxis sollten Voraussetzung sein, um mit der Imkerei anzufangen.

Ist Imker sein viel Arbeit?

Imkern ist ein Beruf mit mehreren Disziplinen: Betreuung der Bienenvölker, Vermehrung und Weiterentwicklung von Königinnen, Honig-Ernte und Verarbeitung, Bienenwachsverarbeitung, Marketing und Verkauf.

Es ist viel und schwere Arbeit über das ganze Jahr hinweg.

Was genau macht ein Imker und warum sind sie wichtig?

Die erste und wichtigste Aufgabe eines Imkers ist es, die Völker so zu führen und zu unterstützen, dass es ihnen gut geht und sie gesund sind.

Nur, wenn sich das Bienenvolk prächtig entwickelt, kann es die Blüten in der Natur zahlreich besuchen, bestäuben und Nektar sammeln. Ein Bienenvolk deckt mit seinem Flugkreis eine Fläche von über 2.800 Hektar ab, in der es die Pflanzen bestäuben kann.

Ohne die Hilfe des Imkers gegen die Varroa-Milbe würden die meisten Völker über den Winter sterben.

Gerade vor dem Hintergrund, dass eine dramatische Abnahme aller Insekten in unserer Natur stattgefunden hat und weiter fortschreitet, sichern die Imker mit ihrer täglichen Arbeit die Bestäubung und damit die Nahrungsversorgung, genau wie die Landwirte.

Woher bekommt man einen Bienenschwarm?

Bienenschwärme gelten als herrenlos und gehören dem, der sie verfolgt und einfängt. Vereine wie die Bienenfreunde Erding e.V. nutzen eine Hotline, über die Schwärme von Bürgern gemeldet werden.

Über die Info-Gruppe des Vereins werden rasch die Mitglieder informiert und sie können die Bienen einfangen. Manchmal hat man auch Glück und entdeckt selber einen Schwarm. Alternativ kann man auch Schwärme von Imkern kaufen.

Wie viel verdient ein Imker an seinem Honig?

Dies hängt von den Faktoren, Materialeinsatz, Arbeitsstunden und der Ertrag pro Volk ab. Pro Volk kann man etwa 15 Stunden Arbeit im Jahr rechnen, einem mittleren Ertrag von 25 kg Honig pro Volk und etwa 5 € Materialkosten pro kg Honig.

Bei einem Stundenlohn eines Facharbeiters von 20 € pro Stunde belaufen sich die Kosten auf 18,20 € pro kg. Somit hat der Imker bei einem Verkaufspreis von 9,10 € für ein 500g-Glas noch nichts verdient.

Bekommen Imker Unterstützung?

Die Imker und Vereine bekommen vom Freistaat Bayern Förderungen bei der Anschaffung von Geräten zur Honig- und Wachsgewinnung, Durchführung von Schulungsveranstaltungen, bei anfallenden Kosten für die Varroabehandlung und bei der Zucht von Bienen auf Belegstellen.

Die aber wichtigste Aufgabe der Imker, die Betreuung der Bienenvölker und die Garantie der Bestäubungsleistung pro Bienenvolk, werden nicht honoriert.

Wie kann man die Imker unterstützen?

  • Kauf von Honig und Bienenprodukte zum angemessenen Preis vom regionalen Imker.
  • Unterstützung durch Honorierung der Bestäubungsleistung der Bienen. 150 Sorten von Nutzpflanzen und 80% der heimischen Wildpflanzen sind von deren Bestäubung abhängig und diese Leistung übersteigt den Wert des Honigs um einen Faktor 10-15. Diese Bestäubungsleistung wird vom Staat oder von der Landwirtschaft als selbstverständlich angesehen, was sie aber nicht ist.
  • Wiederherstellung einer blütenreichen Natur und Gärten, die die Nahrungsgrundlage für alle Insekten sind.
  • Engagement für die Reduzierung der Giftstoffe, die in der Natur und Landwirtschaft ausgebracht werden.


Wieso sollte man Honig von regionalen Imkern kaufen?

Über 50% des importierten Honigs in die EU ist kein reiner Honig. Damit gehört Honig zu den meist gefälschten Lebensmitteln neben Olivenöl. Ebenso entsprechen die Arbeitsweise mit den Bienen und die Ernte und Verarbeitung des importierten Honigs nicht unseren Ansprüchen.

Um sicher zu gehen, dass es ein reines hochwertiges Naturprodukt ist, bei dem auch das Tierwohl berücksichtigt wird, so sollte man den Honig beim Imker in der Nachbarschaft kaufen.

Hier bekommt man alle Fragen rund um die Biene kompetent beantwortet und man kann auch mal bei den Bienenvölkern vorbeischauen. Aus Gründen der Nachhaltigkeit werden beim Imker auch die zurückgebrachten leeren Gläser wiederverwendet.

Zu den Bienen:
Wie viele Bienenarten gibt es?

Von der westlichen Honigbiene gibt es in Deutschland hauptsächlich die Unterarten Carnica, Buckfast und einen kleinen Bestand an der heimischen dunklen Biene.

Sowie die „Landrasse“, die sich aus den bereits genannten Arten gemischt hat. Natürlich gibt es weltweit noch weitere Unterarten, wie z.B. die Ligustica in Italien.

Wie überwintern Bienen?

Nur wenige Tierarten bilden Staaten und einen Superorganismus aus. Das sind z.B. Ameisen, Termiten und die Honigbienen.

Sie haben die Fähigkeiten der Arbeitsteilung, der Nahrungsbevorratung und die Schaffung eines eigenen Lebensraums mit selbst bestimmter Regelung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit entwickelt.

Nur so hat ein Bienenvolk die Möglichkeit, als Gemeinschaft von ca. 10.000 Bienen in der Wintertraube zu überwintern.

Eng zusammensitzend ähnlich einem Bienenschwarm, wärmen sich die Bienen gegenseitig durch Zittern mit der Flugmuskulatur und können dadurch sehr kalten Außentemperaturen widerstehen.

Ab Ende Januar beginnen die Bienen im Inneren der Wintertraube, die ersten Jungbienen des Jahres aufzuziehen. Dazu muss eine konstante Brutnesttemperatur von 35 Grad aufrechterhalten werden. Die benötigte Energie beziehen sie dabei aus den eingelagerten Vorräten auf der Wabe.

Wie viel Honig und wie viele Honigsorten produzieren Bienen?

Jeder Standort hat charakteristische Pflanzen mit unterschiedlicher Blütezeit oder einem Angebot an Honigtau. Dies bestimmt den Geschmack des Honigs und schwankt witterungsbedingt von Jahr zu Jahr.

So definiert, müsste man sagen, dass es unendlich viele „Sorten“ bzw. Geschmacksrichtungen gibt. Honig ist eben ein Naturprodukt mit ganz individuellen Eigenschaften.

Dagegen gibt es auch Sortenhonige, die überwiegend aus dem Nektar bzw. Honigtau einer bestimmten Pflanze bestehen. Bekannte Sortenhonige in Deutschland sind u.a. Robinie („Akazie“), Raps, Linde, Edelkastanie, Wald, Weißtanne.

Manche dieser Pflanzen wachsen aber im Landkreis Erding nicht in ausreichender Anzahl, und ein Imker müsste mit seinen Bienenvölkern zu entsprechenden Standorten wandern, um diesen Sortenhonig ernten zu können.

Ebenso bestimmt die Umwelt/Natur und die Stärke des Bienenvolkes, wieviel Honig gesammelt werden kann. Das kann zwischen sehr wenig bis über 50kg sein.

Das Bienenvolk muss aber in der Lage sein, deutlich mehr zu sammeln als es für seinen eigenen Bedarf nötig hat. Sonst wäre es auch in der freien Natur nicht Überlebens fähig.

Wir bedanken uns recht herzlich für das informative Interview mit dem Vorstand der Bienenfreunde Erding e.V. und wünschen den Imkern des Landkreises, sowie den Bienen, alles Gute.

Quelle: Redaktion (mw)

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